Reise nach Einsiedeln 2009

Noch kurz vor der Reise sagten uns Bucheli & Co. übles Wetter vorher, sodass wir morgens bei trockenem Wetter mit Regenjacken und -knirpsen im Gepäck aus den Häusern marschieren. Bis zur Abfahrt des Postautos Richtung Bahnhof um 6.56 Uhr treffen alle "Dorfsängerinnen" bei der Brückenwaage ein, wo uns unsere beiden Reiseleiterinnen Ruth und Esther bereits erwarten. Die gleichzeitg verreisenden Männer der Männerriege sind von ihrer Reiseleitung (ich nehme an, in weiser Voraussicht, bzw. von Erfahrungen geprägt) bereits auf 6.45 Uhr bestellt worden. So fahren wir frohgelaunt mit Zwischenhalten, an welchen das Postauto durch weitere Sängerinnen bereichert wird, zum Bahnhof. Dort stehen bereits erwartungsfreudig dreinblickende Kolleginnen, und wir besteigen zusammen den Thurbo.

In Winterthur angekommen, nehmen wir Bianca und Imelda dankbar in Empfang, und schon bald sitzen wir im Zug Richtung Rüti. In Seen erfreut uns unsere Vizedirigentin Doris mit ihrem Zustieg! Dem an uns vorbeiziehenden, schönen Tösstal können wir leider gar nicht so unsere volle Aufmerksamkeit schenken, da es dermassen viel zu parlieren gibt. In Rüti wechseln wir den Zug und fahren nach Rapperswil.

In der Rosenstadt angekommen, ist uns vorerst nicht ganz klar, wo sich das Café Steiner befindet, in welchem Esther uns für den Kaffee- und Gipfelihalt angemeldet hat. Es stellt sich dann heraus, dass es bis dorthin doch viel weiter ist, als dies so aus dem Internet ersichtlich war. Auf den Fussmarsch, der zu bewältigen wäre und uns in Zeitnot bringen würde, verzichten wir und "besetzten" kurzentschlossen das ganz zentral am Hauptplatz gelegene Restaurant Burg Café, das "Café unter dem Schloss". Da das Wetter immer noch bestens ist, können wir draussen sitzen. Offenbar hat es aber zuvor geregnet: So müssen wir noch die Tische kurz abtrocknen und auch noch einige wenige feuchte Stühle gegen trockene austauschen. Aber dann können wir unsere vielfältigen Bestellungen aufgeben. Die Gipfeli in grosser Auswahl werden sehr genossen. Vielen Dank den beiden Spenderinnen Ruth und Astrid. Wir hoffen, dass unsere reservierten Gipfeli im "falschen" Café auch ganz dankbare Abnehmerinnen und Abnehmer gefunden haben. Jedenfalls ist der Besuch einer Gruppe mit Wiedergutmachung bereits abgemacht.

Ruth erzählt uns in einer kurzen Schwatzpause Wissenswertes über den 2001 erbauten Pilgersteg von Rapperswil nach Hurden, welchen die meisten nach dem Zmorgehalt in Angriff nehmen werden. Dieser Steg, der Teil des Jakobswegs ist, ist die 841 Meter lange Rekonstruktion einer von Rudolf IV. (auch genannt Rudolf der Geistreiche) von Habsburg-Oesterreich erbauten Holzbrücke. Die wandernden Sängerinnen verabschieden sich für eine kurze Zeit von den mit dem Zug nach Pfäffikon fahrenden Kolleginnen und machen sich auf den Weg dorthin. Bald sind wir am tollen Steg, der uns über den Obersee nach Hurden führt, angelangt. Der nun folgende Marsch (man könnte auch sagen "das Wandeln") über den See gefällt uns sehr. Wir amüsieren uns über die herzigen Taucherlis und freuen uns über das klare Wasser, in welchem sich viele Fische tummeln. Auf der anderen Seite des Sees, im steuergünstigen Kanton Schwyz gibt es dann gar schöne Villen zu bewundern. In Hurden nehmen zwei Kolleginnen den Zug für den letzten Teil der Strecke, und die anderen wander so zügig nach Pfäffikon, dass auch sie dort einen schön langen Aufenthalt haben. Eine Gruppe benutzt die Gelegenheit zu einem Apéro. Dieser wird dann sogar noch von einer Sängerin spendiert, die am Vortag wegen der Teilnahme an einem Hochzeitsfest in der Familie, keine Gelegenheit gehabt hat, Geld auszugeben, und dies nun nachholen möchte. Danke, Brigitta! In Pfäffikon stösst dann auch unsere Dirigentin Ilona zu uns, und somit sind wir 28 Reiseteilnehmerinnen, die gegen Mittag bei inzwischen sonnigem Wetter den Zug nach Einsiedeln besteigen.

Im schön rot gepolsterten Wagen der Südostbahn (ist das wirklich ein 2. Klass-Wagen? Ja!) sitzt ein ahnungsloser junger Mann in einem bis dahin sonst leeren Abteil, der sich auf einmal, von null auf plötzlich, von lauter Müttern und Grossmüttern umgeben sieht. Tapfer bleibt er sitzen, beendet aber sein Natelgespräch relativ abrupt. Von uns aus dürfte er ruhig weiter telefonieren. Er stört uns also gar nicht (oder ist es eventuellll umgekehrt? Wie soll er beispielsweise seiner Freundin beibringen, wo er da hineingeraten ist?). So fahren wir an vielen Maisfeldern und an Rebhügel(che)n vorbei zuerst der Sihl und dann dem Flüsschen Alp entlang nach Einsiedeln, wo wir noch vom Zug aus die Skisprunganlage bestaunen.

In Einsiedeln spazieren wir durch das schöne Städtchen Richtung Restaurant, wo wir unser Mittagessen einnehmen werden. Die einen benutzen die Gelegenheit und decken sich mit dem Lunch für den Znacht ein, welcher dann auf der Heimreise verzehrt werden soll. Im Restaurant, versehen mit dem Schild "Gasthaus Meinradsberg Arztpraxis" (ob sich wohl der Küchenchef in experimentellem Kochen übt?) steigen wir auf einer Aussentreppe mutig in den ersten Stock hinauf. Dort erwarten uns schön gedeckte Tische geschmückt mit filigranen Cosmeen (weiss ich Dank unserem Blumeprofi Marlis).

Obwohl es eigentlich gar nicht lange dauert, bis das feine Mittagessen von der sehr netten Bedienung serviert wird, versuchen sich zuvor noch Rosemarie und Rita nacheinander vergeblich am Auswechseln von Toilettenpapierrollen. Erst Ilona "schrübelt" mit ihren schlanken Dirigentinnen-Fingern offenbar geschickt am antiken Rollenhalter herum, und somit ist dieser Fall für die Dauer unseres Aufenthaltes erledigt. Das Mittagessen beginnt mit einem an einer feinen Sauce zubereiteten grünen, mit Kernen bereicherten, Salat. Auch den Hauptgang (Chnöpfli, geschnetzeltes Rindfleisch mit Pilzen, Rüebli, Bohnen und Krautstielen) geniessen wir sehr. Von einigen Sängerinnen wird dem feinen Konventwein aus dem nebenan liegenden Kloster zugesprochen. Da auch da die Zeit gut einberechnet worden ist, reicht es für ein feines Dessert oder einen Spaziergang durch das malerische Einsiedeln. Ohne jegliches körperliches Unwohlsein verlassen wir das Restaurant wieder. Einige haben allerdings ein bisschen Mühe, den Ausgang zu finden und landen ganz ungewollt fast doch noch in den Praxisräumen.

Zum Kloster zieht es uns dann um 15.00 Uhr. Dort werden wir von Pater Norbert erwartet, der mit uns eine kleine Führung durch die Klosterkirche unternehmen wird. Zuerst aber bleiben wir mit ihm zusammen auf dem imposanten, wie wir inzwischen wissen "barocken" Klosterplatz, wo er uns noch Hochinteressantes zum Kloster zu erzählen hat. Wir sind beeindruckt von dem über 84-jährigen Pater, welcher mit so viel Schalk und Selbstironie zu erzählen weiss. Dies sei auch ein besonderer Tag für ihn, denn genau vor 63 Jahren ist er ins Kloster Einsiedeln eingetreten.Zwischenzeitlich war er lange Pfarrer in verschiedenen Gemeinden. Mit 70 wollte er eigentlich bereits ins Kloster zurückkehren, aber da ist ihm nochmals für sieben Jahre die Verantwortung für eine Pfarrei übergeben worden. Wir stellen ihn uns vor, wie er wohl ausgesehen hat als junger Mann.... Wahrlich: Welch herber Verlust für die Frauenwelt!

Das Kloster Einsiedeln geht auf de Einsiedler Meinrad, Mönch des Klosters Reichenau zurück. Diesen zog es um 828 in die Einsamkeit der heutigen Einsiedler Gegend, die damals der Finstere Wald genannt wurde. Am heutigen Standort der Gnadenkapelle stand seine Klause. Leider wurde der heilige Meinrad im Jahre 861 von Räubern erschlagen. Seine beiden Mörder wurden jedoch auf ihrer Flucht von zwei Raben, die bei Meinrad gelebt hatten, verfolgt. So machten diese laut der Legende, die Leute auf dieses Verbrechen aufmerksam. Die beiden gen Zürich flüchtenden Missetäter wurden verfolgt, verhaftet und zum Feuertod verurteilt. Die zwei Raben (auch Meinradsraben genannt) im Einsiedler Wappen zeugen von diesen Ereignissen.

Eberhard, der erste bekannte Dompropst von Strassburg, der sich in der einsamen ehemaligen Zelle vom heiligen Meinrad im Wald niedergelassen hatte, erbaute dort 934 das Kloster und führte nach der Regel des heiligen Benedikt das gemeinsame Klosterleben ein. Er wurde der erste Abt von Einsiedeln. Gegenwärtig wird das Kloster durch den 58. Abt, Martin Werlen geleitet. Die Klostergemeinschaft zählt zur Zeit 75 Mitglieder zwischen 24- und 90 Jahren. Zum Kloster gehört unter anderem auch die Stiftsschule, ein prvates, staatlich anerkanntes Gymnasium mit 300 Schülerinnen und Schülern.

Die erste, bereits 948 eingeweihte Kirche von Einsiedeln, wurde 81 Jahre später zum Opfer des ersten Kiosterbrandes. Kurze Zeit später begann man bereits mit dem Bau der neuen Kirche. Es folgten noch weitere Brandkatastrophen. Von einer zeugt die Schwarze Madonna, das Gnadenbild, welches damals vom Russ der Kerzen und Lampen zerstört wurde. Bei der Restauration wurde die zuerst wieder in den Fleischfarben bemalte Madonna nach Unmutsbekundungen der Bevölkerung, schwarz übermalt.

1704 wurde mit dem vollständigen Neubau der jetzigen barocken Klosteranlage, einem streng symmetrischen Bau mit vier Innenhöfen, begonnen. 1735 erfolgte die Weihe der Kirche. In diese wunderschöne Kirche führt uns nun Pater Norbert. Wir können nur staunen ob so viel Fülle von Farben und Formen und verweilen lange in diesem wohltuenden Kirchenraum und geniessen danach noch die Zeit in der nahen Umgebung. Emmi wird während ihres Spaziergangs über den Klosterplatz von einem österreichischen Touristen als Photographin engagiert. Er gibt ihr noch genaueste Anweisungen, was er alles im Bild festgehalten haben möchte. Emmi scheint ihre Sache sehr gut zu machen, denn er schaut danach ganz zufrieden auf sein Display.

Ein wunderschönes Geläut ertönt eine Viertelstunde vor Vesperbeginn. Auch wir nehmen daran teil und sind sehr beeindruckt. Leider können nicht ganz alle bis zum Schluss des Abendgebetes bleiben. Andrea wird es zuviel des grosszügigst verwendeten Weihrauchs. Geplagt von Atembeschwerden wird sie von einer umsorgenden Kollegin hinausgeführt. Auf dem Klosterplatz liegend erholt sie sich aber rasch und erstrahlt bald wieder in junger Frische. A propos Vesper: Für Yvonne war die auf dem Reiseprogramm angekündigte Teilnahme an der Vesper mit der anschliessenden Bemerkung, dass man sich auf der Heimreise aus dem Rucksack verpflege, dann doch recht verwirrend. Warum, um Himmels Willen, braucht man kurz nach einem Zvieri mit dem schönen Namen "Salve Regina" bereits wieder einen Lunch? Gerade hier sieht man doch besonders deutlich, dass so eine Frauenchorreise nicht nur der Gemeinschaft sondern auch der Weiterbildung dient.

Vor der Zugsabfahrt bleibt noch genügend Zeit, feine Coupes oder die Sonne zu geniessen. Christine entscheidet sich für ein schönes, sonniges Plätzchen und trauert danach aber noch lange dem entgangenen Coupe nach. Auf der Heimreise ist der Lärmpegel um einiges niedriger als am Morgen. Die inzwischen leicht erschöpften Sängerinnen geniessen die herrliche Abendstimmung mit den letzten Sonnenstrahlen über dem Zürichsee und sind einfach nur zufrieden.

Den beiden umsichtigen Reiseorganisatorinne und -führerinnen Ruth und Esther sei ganz herzlich gedankt. Es war ein "toller Tag" oder gemäss dem am nächsten Tag aufgeführten, eigentlich wunderbaren Lied: "Ein schöner Tag"!

Maya Leuthold


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